Pro-Reli-Niederlage: Wowereit trickst bei Zahlen

Wenn Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagt, beim heutigen Volksentscheid hätten nur 14 % der Wahlberechtigten für Pro Reli gestimmt, so stimmt dies zwar, erweckt aber den falschen Eindruck, dass eine überwältigende Mehrheit dagegen gestimmt habe; doch die Nein-Stimmen entsprachen auch nur 15 % der Wahlberechtigten.

Und wenn wir schon bei der Bezugsgröße Wahlberechtigte sind: die SPD wurde bei der Abgeordnetenhauswahl 2006 auch nur von 18 % der Wahlberechtigten gewählt (31 % Stimmenanteil x 58 % Wahlbeteiligung).

Ehrlicher wäre es jeweils, nur die Stimmen jener zu zählen, die tatsächlich abgestimmt haben. Pro Reli hat dann 48,6 % und die Gegenseite 51,4 %. Sooo wahnsinnig eindeutig sind die Mehrheitsverhältnisse dann nicht.

Nur wegen des Zustimmungsquorums gerät das aus dem Blick.

4 Kommentare »

  1. Verlieren können fällt offensichtlich schwer. Da muss man dann dem „Sieger“ noch noch etwas vermeintlichen Dreck nachwerfen. Glücklicherweise stehen die Wähler (einschließlich jener, die gar nicht erst gingen und damit wohl kaum ihre Zustimmung zum Ausdruck bringen wollten) haushoch über solchen Mätzchen. Mehr:

    http://www.blogsgesang.de/2009/04/26/auch-gott-hat-pro-reli-nicht-geholfen/

  2. @blogsgesang: Ich verstehe ich Kommentar nicht ganz. Ich freue mich doch, dass Pro Reli verloren hat, siehe mein voriger Beitrag. Ich bin nur dagegen, dass man irreführende Zahlen in die Welt setzt.

    Ich bin dagegen, dass man die Nichtwähler einfach einer der beiden Seiten zuschlägt. Wer nicht zur Abstimmung geht, sollte ehrlicherweise als Enthaltung gezählt werden. Es sollten allein jene entscheiden, die teilnehmen – ohne Quorum.

  3. […] Marzahn-Hellersdorf waren es gerademal 21%. Da fällt es auch unserem Bürgermeister nicht schwer die Zahlen irreführend zu benutzen. Er hat zwar recht, dass nur 14% der Wahlberechtigten für Pro Reli stimmten, aber dass auch nur […]

  4. @ demokratieblog: Sorry, ich habe Deinen Beitrag zur Ablehnung von Pro Reli erst nach Absendung meines Kommentars gelesen. Aber die Wowereit-Schelte klang auf den ersten Blick so wie vieles der schlechten Verlierer. Zur Sache selbst: Sicher waren nicht alle der Abstimmungs-Verweigerer gegen Pro Reli, aber doch wohl ein großer Prozentsatz. Denn wenn man wusste, dass Pro Reli über 600000 Ja-Stimmen braucht, konnte man sein Nein durchaus auch durch Enthaltung ausdrücken (Ich habe es auch so gemacht.). Insofern war jedes Nicht-Ja faktisch ein Nein, auch wenn es nicht jeder so meinte. Richtig ist natürlich, dass man diese indirekten Neins nicht zu formellen machen darf. Doch einer zugespitzten Polemik hielte ich das nicht für wert. Dafür gab es Sonntagabend viel dankbarer Anlässe. Schließlich: Über den Sinn eines Quorums kann man durchaus geteilter Meinung sein, denn ohne dieses könnten sich Demagogen vielleicht allzu leicht durchsetzen. Dann hätten wir jetzt zum Beispiel immer noch einen Flughafen Tempelhof.

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