Unlogische Sprünge bei gestaffelten Quoren

In einigen Bundesländern ist die Höhe des Zustimmungsquorums für Bürgerentscheide nach der Einwohnerzahl gestaffelt.
So gilt in Nordrhein-Westfalen für Städte bis 50.000 Einwohner ein Zustimmungsquroum von 20 Prozent, zwischen 50.001 und 100.000 Einwohnern beträgt das Quroum 15 Prozent und ab 100.001 Einwohnern beträgt es 10 Prozent.

Bei dieser Art von Staffelung treten unlogische Sprünge auf.
Nehmen wir für einen Augenblick an, dass jeder Einwohner stimmberechtigt wäre. Da nur Deutsche und EU-Bürger ab 16 Jahren wahlberechtigt sind, stimmt das nicht. Aber für die folgende Berechnung ist überschaubarer.
Bei genau 50.000 Einwohnern sind 10.000 Stimmen erforderlich. Bei 50.001 Einwohnern sind es 7.501.
Bei genau 100.000 Einwohnern sind 15.000 Stimmen erforderlich. Bei 100.001 Einwohnern sind es 10.001.

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Präferenzwahlverfahren: STV – Verhältniswahl zwischen Personen

Bevor ich zu theoretischen Erklärungen komme, zunächst mal eine anschauliche Illustration:

Eine Gruppe von Leuten trifft sich zu einem Filmabend. Es sollen insgesamt 3 Filme gezeigt werden, aber es stehen 5 zur Auswahl. Die 5 Filmhüllen werden mit etwas Abstand auf dem Fußboden verteilt. Jede der anwesenden 19 Personen stellt sich bei ihrem bevorzugten Film auf. Ein Film braucht 5 Unterstützer, um gewählt zu sein. (Denn wenn ein Film von 5 Leuten gewählt wurde, ist er auf jeden Fall unter den 3 Gewinnern, weil nur zwei weitere Filme gleich viele oder mehr Unterstützer haben können.)

Es stellt sich heraus, dass sich bei einem Film 7 Leute aufgestellt haben. Zwei dieser sieben Leute sagen sich daraufhin: „OK, der Film hat schon mehr als genug Stimmen. Wir werden hier nicht gebraucht. Dann unterstützen wir den Film, den wir am zweitbesten finden“ Der eine stellt sich bei einem Film auf, der bisher erst 4 Stimmen hatte. Nun hat er 5 Unterstützer und ist damit als zweiter gewählt. Der andere hat sich bei einem Film aufgestellt, der bisher nur einen Unterstützer hatte und somit jetzt zwei hat. Diese beiden sagen sich dann aber: „Hm, wir können hier nichts mehr ausrichten. Der kann nicht mehr gewinnen. Welches ist denn unser nächstliebster Film? Lass uns dort hingehen!“ Beide unterstützen einen Film, der bisher 3 Stimmen erhalten hatte. Nun hat er 5 Stimmen und ist der dritte Gewinner.

Präferenzwahlverfahren und ihr Sinn und Zweck

Die Übertragbare Einzelstimmgebung (Single Transferable Vote, STV) ist ein Präferenzwahlverfahren. D.h. die Wähler können die Kandidaten durchnummerieren und sie so in eine Rangfolge bringen. Der Sinn und Zweck davon lässt sich am besten erklären, wenn man zunächst den Fall betrachtet, in dem nur eine Person als Gewinner ermittelt werden soll. Den Rest des Beitrags lesen »

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Zustimmungswahl und Paarweiser Vergleich – eine mögliche Ergänzung

In einem Kommentar zum Benutzerleitfaden für den Paarweisen Vergleich merkte ein Leser an, dass der Paarweise Vergleich bei einer großen Kandidatenzahl doch recht aufwendig werde und fragte, was ich vom Approval Voting (Zustimmungswahl) halte. Den Rest des Beitrags lesen »

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Übertragbare Einzelstimmgebung und Frauenquote

Manche Organisationen sehen für ihre Wahlen eine Frauenquote vor. Wenn eine Organisation bereit ist, ihre Wahlverfahren für Gremien und Delegierte auf die Übertragbare Einzelstimmgebung (STV) umzustellen, an der Frauenquote aber festhalten möchte, wie lässt sich die Frauenquote dann integrieren? Den Rest des Beitrags lesen »

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Schwächen der Stichwahl: zweite Runde der kroatischen Präsidentschaftswahlen findet zwischen zwei Sozialdemokraten statt

Am 27. Dezember fand in Kroatien die erste Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Erwartungsgemäß erreichte kein Kandidat die absolute Mehrheit. In der Stichwahl am 10. Januar treffen nun zwei Sozialdemokraten aufeinander: Den Rest des Beitrags lesen »

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Benutzerleitfaden für Wahlen und Abstimmungen nach dem Verfahren des Paarweisen Vergleichs

Dieser Benutzerleitfaden enthält sämtliche Regelungen der Satzungsanlage „Paarweiser Vergleich“ (Version 2.1). Diese sind jeweils kursiv gedruckt. Nicht kursiv gedruckte Teile dieses Benutzerleitfadens sind Erläuterungen und Hinweise für die praktische Anwendung des Verfahrens.

Bei Wahlen und Abstimmungen, bei denen mehr als zwei Kandidaten bzw. Alternativen zur Auswahl stehen und genau ein Vorschlag gewinnen soll, ist es sinnvoll, den Gewinner durch einen Paarweisen Vergleich zu ermitteln. Den Rest des Beitrags lesen »

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Plädoyer für das Wahlverfahren des Paarweisen Vergleichs

Der Paarweise Vergleich ist ein Wahlverfahren für Wahlen, bei denen aus drei oder mehr Kandidaten genau ein Gewinner ermittelt werden soll. Er ist eine Alternative zu herkömmlichen Stichwahlen und dem Instant-Runoff-Voting (Präferenzwahlverfahren mit sofortiger Stichwahl, IRV). Den Rest des Beitrags lesen »

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Version 2.1. der Regeln für Paarweisen Vergleich veröffentlicht

Vor einigen Tagen habe ich neue Version der Regeln für das Wahlverfahren des Paarweisen Vergleichs veröffentlicht (Version 2.1). Den Rest des Beitrags lesen »

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Seltener Erfolg beim Volksbegehren in Bayern

Erstmals seit 12 Jahren war in Bayern wieder ein Volksbegehren erfolgreich – für ein striktes Rauchverbot in Gaststätten, Kneipen, Diskos und Festzelten. Dass zuvor zahlreiche Volksbegehren gescheitert sind, dürfte insbesondere an den hohen Hürden liegen. Damit ein Volksbegehren in Bayern erfolgreich ist und es somit zum Volksentscheid kommen kann, müssen 10 % der Wahlberechtigten unterschreiben, und zwar innerhalb von nur zwei Wochen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bürger zum Unterschreiben aufs Amt müssen. Für das Rauchverbot trugen sich knapp 1,3 Millionen Wahlberechtigte (13,9 %) ein. Den Rest des Beitrags lesen »

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Wie man über mehrere konkurrierende Vorschläge per Briefwahl auf einmal abstimmen kann

Mein Entwurf für Wahlverfahrensregeln sieht bei drei oder mehr Vorschlägen und vorhandenen Status quo vor, dass erst über jeden Vorschlag mit Ja/Nein abgestimmt wird und – sofern mehr als ein Vorschlag mehr Ja- als Nein-Stimmen erhalten hat – in einem zweiten Wahlgang zwischen den Gewinnern abgestimmt wird, bei drei oder mehr Gewinnern des ersten Wahlgangs geschieht dies mit Paarweisem Vergleich.

Wenn Abstimmungen in einer Versammlung durchgeführt werden, sind zwei Wahlgänge kein Problem. Bei Abstimmungen, die per Brief stattfinden sollen, z.B. Mitgliederurabstimmungen, sind zwei Runden jedoch nicht ohne weiteres möglich. Man kann jedoch beide Runden auch mit einem Mal entscheiden. Dies kann auf zwei Weisen geschehen. Den Rest des Beitrags lesen »

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